DARK MESSIAH OF MIGHT AND MAGIC
Wenn Orks kreischend einen Berg herunterpoltern, unangenehm blutend in einer Stachelwand kleben, den Abdruck eines stabilen Fasses auf der Stirn oder den eines Fußes im Kreuz tragen, dann war der Dark Messiah of Might & Magic vor kurzem hier. Das Spiel der Arkane Studios, die vor vier Jahren mit Arx Fatalis eine gut spielbare Ultima Underworld-Hommage entwickelten, hat zwar nicht mehr viel mit RPG zu tun – macht aber eine Menge Spaß!
Es waren die Stimmen!
Der junge Sareth ist ein Zauberlehrling, wie er im Buche steht: Clever, talentiert, im Zweifelsfall auch ohne Zauberformel befähigt, eine Horde Orks zu verkloppen. Die Aufgabe dieses Aspiranten ist es, einen wertvollen Kristall zu beschaffen (das aus der Demo bekannte Tutorial) und eben diesen in das lauschige Städtchen
Die Gegner sind keine Intelligenzmonster, leisten aber kompetenten Widerstand.
Stonehelm zum befreundeten Magier Menelag zu befördern. Doch dann geht natürlich alles schief, der Kristall kommt weg und er bekommt eine klugschwätzende Dämonin in den Kopf verpflanzt, die fortan immer wieder hilfreiche bis alberne Kommentare von sich gibt. Erst nach und nach bekommt er eine Ahnung davon, wer er wirklich ist und was für Aufgaben er tatsächlich hat!
Dark Messiah of Might & Magic ist kein Rollenspiel - ebenso könnte man Jedi Academy als Rollenspiel bezeichnen. Es ist ein Actiongame mit leichtem RPG-Einschlag, ein Hack-n-Slay light, und light auch nur, weil ihr es mit weniger Gegnern als z.B. in Baldur's Gate: Dark Alliance 2 zu tun bekommt. Das Spielprinzip ist aber dasselbe: Ihr habt eine Waffe in der Hand (Schwert, Bogen, Feuerzauber etc.), ein paar Gegner vor euch - und der Rest dürfte klar sein. Das Kampfsystem ist sehr simpel: Dauerklicken mit der linken Maustaste löst schnelle, aber recht schwache Schwerthiebe aus, Gedrückthalten und Loslassen bewirkt einen wesentlich mächtigeren Schlag. Das rechte Mausohr dient dem Blocken, außerdem dürft ihr noch in Verbindung mit einigen Tasten Kombos schlagen. Viel nützlicher ist allerdings die F-Taste: Damit könnt ihr Gegner und Dinge beliebig in der Gegend herumkicken! Die Physikengine, die sich schon in Half-Life 2 um realistisch schliddernde Kisten und zappelnde Gegner kümmerte, kommt auch hier zum Einsatz. Das sorgt für eine sehr interessante Spielerfahrung: Lümmelt sich ein Ork an der Kante eines angemessen hohen Kliffs, reicht ein gut platzierter Tritt, um ihm das Fliegen beizubringen. Ein stacheliges Gitter + ein davor die Zähne fletschender Feind = ein Problem weniger. Verpasst ihr einem Widersacher einen Arschtritt in Richtung eines brutzelnden Feuers, läuft er wenige Sekunden später als schreiende
Der Tritt ist mächtiger als das Schwert - jedenfalls, wenn der Gegner vor einem Abgrund oder einer tödlichen Falle steht.
Fackel durch die beeindruckende Architektur. Steht ein Fass herum, könnt ihr es aufnehmen und einem Feind ins Gesicht schmeißen; ein schwerer, festgebundener Kronleuchter ist eine furchtbare, hin und her schwingende Waffe, wenn man sein Halteseil kappt uswusf. Der Möglichkeiten sind viele, allerdings nicht so viele, wie uns die Entwickler glauben machen wollen: Die praktische Anwendung dieser Physik ist noch offensichtlicher designt als noch in Half-Life 2, wenn irgendwo eine rissige Wand den Weg versperrt, hängt mit ziemlicher Sicherheit ganz in der Nähe ein sehr schweres Objekt an einem einladenden Seil. Außerdem teilt sich die Ragdoll-Physik den Nachteil fast aller ihrer Anwendungen: Erledigte Gegner bleiben oftmals in physikalisch fragwürdigen Positionen liegen, aufeinander prallende Objekte zappeln immer wieder hektischer als ein Schmetterling auf Ecstasy herum.
Das Alien in dir
Das Might & Magic im Namen verpflichtet in gewisser Weise, weswegen auch der dunkle Messias kein in Stein gemeißelter Charakter ist. Nach jeder größeren erfüllten Quest erhaltet ihr Skill-Punkte, die ihr beliebig verteilen dürft: Etwas mehr Magie-Affinität, etwas mehr Schleichen, etwas schwerere Waffen gefällig? Ihr könnt euch in die drei Richtungen Kämpfer, Magier und Dieb entwickeln, die jeweils andere Schwerpunkte haben: Der eine schwingt dickere Schwerter, der andere verlässt sich darauf, Gegner mit Feuer, Eis oder Blitzen
Feuerbälle, Eiszauber, Kreaturenbeschwörung - euch stehen viele durchschlagskräftige Sprüche zur Verfügung.
zu malträtieren, der nächste erledigt Feinde bevorzugt leise und von hinten. Prinzipiell eine super Sache, allerdings sind die Klassen-Unterscheidungen nicht so ausgeprägt, wie man meinen könnte, in gewissen Situationen ist man ohnehin auf die eine oder andere Spielform angewiesen. Aber dies ist nun mal kein Baldur's Gate 3, die Action steht im Vordergrund: Und so gibt es hektische Schwert- und Bogenkämpfe, ihr könnt Feuerbälle, Blitze oder an eurer Seite kämpfende Kreaturen beschwören, Eiszauber wirken oder mit glühenden Kampfstäben Angst und Schrecken verbreiten. Etwa in der Mitte des Spiels haben es die Entwickler allerdings etwas zu gut damit gemeint, in einem sehr langen Abschnitt erwarten euch z.B. immer neue, immer mehr Wellen penetranter Untoter, was in einem Game wie Serious Sam 2 prima ist, hier aber schon nach kurzer Zeit gehörig nervt.
Interessanterweise verfügt Dark Messiah über einen kompletten Mehrspielermodus, der auf Steam basiert: Auf lediglich fünf Karten dürfen sich bis zu 24 Schwert- und Magieschwinger tummeln, in Sachen Spielvarianten gibt's nur (Team-) Deathmatch und das CTF-ähnliche »Crusade«. Mehr können wir zu dem Thema leider noch nicht sagen, da der Multiplayermodus in unserer Testfassung noch nicht funktionierte.
prächtige Grafik
einfaches Kampfsystem
sehr gute Sprachausgabe
nette Story
dramatische Gefechte
tolle Texturen
weiche Animationen
schöne Effekte
coole Physiknutzung
großartig inszenierte Visionen